Drama | 96 min | HD

APPRENTICE

Boo Junfeng

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Wenn ein Debütfilm international derart für Aufregung sorgt, wie es SANDCASTLE tat, kann man durchaus von einem talentierten Regisseur sprechen. Boo Junfeng (*1983) wurde bei der Premiere seines Films in Cannes in der Semaine de la Critique zurecht gefeiert. SANDCASTLE lief außerdem auf Festivals in Toronto, Busan, Vancouver, Chicago, Seattle, London und vielen anderen und beweist somit die Stärke des asiatischen Films. Sein Film gewann zahlreiche Preise, unter anderem Bester Film und Bester Regisseur in Vietnam und Singapore sowie Beste Kamera in Hong Kong. APPRENTICE ist Boo Junfeng’s zweiter Langfilm, der an den Erfolg seines Erstlingswerkes gut anknüpfen kann.

Viele seiner Filme zeigen die Auseinandersetzung mit Orten und historischen sowie persönlichen Erinnerungen, sind preisgekrönt und anerkannt und wurden weltweit im Rahmen von Filmfestivals gezeigt. Zu den bemerkenswertesten Kurzfilmen gehören UN RETRATO DE FAMILIA (2004), KATING FUGUE (2007), KELUAR BARIS (2008) und TANJONG RHU (2009).

Der 28-jährige Justizvollzugsbeamte Aiman wird in das bekannteste Hochsicherheitsgefängnis Singapurs versetzt. In diesem gibt es auch einen Todestrakt, in dem die zum Tode Verurteilten auf den Vollzug ihrer Strafe warten. Aiman wohnt mit seiner älteren Schwester Suhaila zusammen, der einzigen Verwandten, die er noch hat. Doch obwohl sie ihr Leben lang aufeinander angewiesen waren, entstehen Spannungen zwischen den beiden: Suhaila gefällt Aimans Berufswahl nicht. Er wiederum missbilligt ihre Beziehung zu dem Australier John.

An seinem neuen Arbeitsplatz begegnet Aiman auch Rahim, einem 65-jährigen Sergeant. Rahim wird auf den prinzipientreuen und gewissenhaften Aiman aufmerksam und es entsteht eine Freundschaft zwischen den beiden. Doch währenddessen verschlechtert sich die Beziehung zu seiner Schwester immer mehr. Als Suhaila ihm eröffnet, dass ihr australischer Freund John ihr einen Antrag gemacht hat, offenbart Aiman ihr, dass er sich mit dem obersten Henker angefreundet hat. Sie ist entsetzt, da auch ihr Vater einst hingerichtet wurde – und zwar von niemand anderem als Rahim. In diesem Konflikt wird offensichtlich, dass Aiman über seinen Vater nie etwas erfahren hat und zwischen den Geschwistern tut sich ein Riss auf, der unüberbrückbar scheint. Demgegenüber wächst Aimans Freundschaft zu Rahim, der immer stärker eine Art Vaterrolle für ihn übernimmt.

Suhaila entschließt sich, nach Australien zu ziehen, und Aiman bekommt das Angebot, Rahims Lehrling zu werden. Von seiner Schwester im Stich gelassen und getrieben von dem Wunsch mehr über seinen Vater und dessen Tod zu erfahren, willigt Aiman ein. Als neuer Henkersgehilfe lernt Aiman schnell, dass eine Hinrichtung fast wie ein Ritual ist – vom Abmessen des Stricks bis zum Trösten des Gefangenen. Das Ganze übt eine dunkle Faszination auf Aiman aus. Gleichzeitig wächst in ihm aber auch eine Verwirrung und Beunruhigung – über sich selbst und darüber, dass es ihm mit jedem Schritt seiner Ausbildung mehr vorkommt, als würde er seinen eigenen Vater erhängen.

Nachdem er bei seiner ersten Hinrichtung assistiert hat, begreift er, dass er zu weit gegangen ist. Er ruft Suhaila an, erreicht aber nur noch ihre Mailbox. Aufgebracht und alleingelassen beschließt er, seine Stelle bei Rahim zu kündigen. Bevor er diesen Entschluss jedoch ausführen kann, findet Rahim durch eine Sicherheitsüberprüfung, bei der Aimans Geburtsurkunde benötigt wird, die Wahrheit über dessen Familiengeschichte heraus.

Rahim konfrontiert Aiman mit seiner Entdeckung. Es kommt zu einem ethisch-moralischen Showdown zwischen den beiden Männern, bei dem Rahim die Exekutionen rechtfertigt, während Aiman ihm als lebendiger Kollateralschaden der Hinrichtung seines Vaters entgegentritt. Rahim fühlt sich von dem jungen Mann verraten und droht, ihn am nächsten Morgen zu entlassen. Aiman bleibt traurig zurück und fühlt sich nun vollends allein – das Verhältnis zu den beiden Menschen, die ihm am meisten bedeuten, liegt in Trümmern.

Am nächsten Morgen betritt Aiman das Gefängnis in der sicheren Erwartung, zum Leiter zitiert zu werden. Tatsächlich wird er einbestellt, doch aus einem anderen Grund: Rahim hatte am Abend zuvor einen Schlaganfall und liegt nun im Koma. Die nächste Hinrichtung kann jedoch nicht mehr verschoben werden und muss wie geplant stattfinden – mit Aiman als erstem Henker. Aiman ist hin- und hergerissen – in seinem Innern tobt der Konflikt zwischen seiner Vergangenheit als Sohn eines Exekutierten und seiner gegenwärtigen Loyalität zu Rahim und dem Staat.

Als Aiman die Hinrichtung vorbereitet, ahmt er dabei bis ins Kleinste Rahims Vorbild nach. Von Zweifeln geplagt und mit flatternden Nerven tritt er schließlich an den Hebel. Trotz des Urteils, trotz des Systems, es ist seine Hand, welche den Hebel umlegen muss. Und genau hier endet der Film.

Produzent:
Peanut Pictures
Zhao Wei Films
Akanga Film Asia
Koproduzent:
augenschein Filmproduktion
Cinema Defacto
Sender:
ZDF - Das kleine Fernsehspiel
World Sales:
Luxbox
Förderung:
Film- und Medienstiftung NRW
Aide aux cinémas du monde
Herstellungsjahr:
2016
Drehorte:
Singapur, Australien
Drehbuch:
Boo Junfeng
Regie:
Boo Junfeng
Produzent:
Raymond Phathanavirangoon
Fran Borgia
Eric Khoo
Tan Fong Cheng
Jonas Katzenstein
Maximilian Leo
Tom Dercourt
Sophie Erbs
Redaktion:
Doris Hepp
Burkhard Althoff
Darsteller:
Fir Rahman
Wan Hanafi Su
Mastura Ahmad
Koh Boon Pin
Nickson Cheng
Crispian Chan
Gerald Chew
Drehbuch:
Boo Junfeng
Regie:
Boo Junfeng
Produzent:
Raymond Phathanavirangoon
Fran Borgia
Eric Khoo
Tan Fong Cheng
Jonas Katzenstein
Maximilian Leo
Tom Dercourt
Sophie Erbs
Darsteller:
Fir Rahman
Wan Hanafi Su
Mastura Ahmad
Koh Boon Pin
Nickson Cheng
Crispian Chan
Gerald Chew
Kamera:
Benoit Soler
Szenenbild:
James Page
Andy Phua
Kostüm:
Meredith Lee
Schnitt:
Natalie Soh
Lee Chatametikool
Musik:
Alexander Zekke
Matthew James Kelly
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